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Euville ist aus einem Auftrag entstanden, den das Fremdenverkehrsamt und der Gemeindeverband Pays de Commercy (Maas) im Rahmen des von der Fondation de France vorgeschlagenen Programms „New Patrons“ und dem interparkübergreifenden Kooperationsprojekt „Paysage Industriel“, das die regionale Natur verbindet, in Auftrag gegeben haben Parks von Lothringen, Monts d'Ardèche, Pilat und Vercors.
Die Arbeit besteht aus drei unterschiedlichen Abschnitten. Zunächst schweift der Blick über die Fotografien des Künstlers von Innenräumen alter Förderstollen: Wände aus Kalkstein und Steinen in dezenten Farbtönen, geheimnisvolle Halbschatten teilweise überstauter Gänge, unwirkliche Architekturen und Lichter. In der Mitte zeichnet der Text von Pierre Briot und John Paul Streiff (Auszüge aus dem Ausstellungskatalog „Épopée de la Pierre“ (Das epische Märchen vom Stein)) anhand der Aussagen inzwischen verschwundener Zeugen den Alltag eines Steinbrucharbeiters nach. Es geht mit Fotografien von Graffiti einher, die in den Galerien gezeichnet wurden, und bietet einen Einblick in die intimen und menschlichen Aspekte des Alltagslebens in den Steinbrüchen. Einige veranschaulichen freudige Fantasien; andere sind träumerische Grübeleien, Meditation und eine Reflexion über ihren Erscheinungskontext. Der Stil und die Themen sind vielfältig: ein geheimnisvolles Fahrrad, das an mehreren Stellen in der Galerie gezeichnet ist, eine herrische Zeichnung einer Flasche Wein, ein zartes kleines Boot, ein Mann mit Hut, der eine Zigarette raucht, eine Frau mit niedrigem Chignon, Säulen von Figuren, Symbolen des politischen Kampfes…
Jedes Foto thematisiert eine Erzählung, die Susanne Bürner während verschiedener Besuche in Euville und Umgebung konstruiert hat. Die Wahl großer Charaktere im Layout der Mini-Erzählungen deutet eher auf eine Sammlung von Geschichten und Bildern hin, die sich durch die Memoiren ziehen sollen, als auf ein Werk der Gelehrsamkeit. Die Beziehung zwischen Text und Bild vermeidet eine bloße Illustration und gibt Raum und Distanz zum Atmen. Euville stellt mehrere visuelle Verbindungen her: von prähistorischer Kunst – die auf dem Cover abgebildete Zeichnung erinnert an die zahlreichen abstrakten Symbole, die in gemalten Höhlendekorationen zu sehen sind –, zur Kunst und zur konzeptuellen Zeichnung. Schließlich lehnt sich die grafische Konzeption frei an die Geschichte der Kunstbücher der 1950er und 1960er Jahre an: der starre, stoffgebundene Einband, das klassische Aufrollen der Bilder, die Berücksichtigung von Details innerhalb des Ensembles und die Aufmerksamkeit, die auf die Qualität fotografischer Reproduktionen gelegt wird. Dies ist eine gezielte Leihgabe, die sich mit der Frage der Bewahrung und Weitergabe dieser meditativen Kommentare, der emotionalen und ästhetischen Qualität von Graffiti, die dem Verschwinden gewidmet sind, und ihrer mysteriösen Aura im beeindruckenden Kontext alter unterirdischer Steinbrüche befasst.
Veröffentlicht von Captures
Gebundene Ausgabe
64 Seiten
220 x 285 mm
ISBN 9782953391244