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Verschiedene Oberflächen prallen auf seltsam ungewohnte Weise aufeinander; Ihr Zusammenstoß sorgt für Gänsehaut. Diese zotteligen Zeichnungen! Angenehm kratzig präsentieren sie sich dem Betrachter und bieten sowohl Struktur als auch Widerstand. Daneben liegen diese Flächen, die man nicht ganz in den Griff bekommt. Sie sind zu perfekt und frei von jeglichen Spuren. Sofort „rutscht“ man davon ab, als würde man auf Eis oder einer seifigen Spiegeloberfläche ausrutschen.
Während sich ihre Zeichnungen intensiv mit dem städtischen Raum als Umwelt auseinandersetzen, schafft Teresa Mayrs Büchlein „Schachtelhalme“ einen völlig neuartigen Raum, dem es gelingt, das scheinbar Widersprüchliche zu vereinen. Durch diese neue Vertonung können die Zeichnungen ihren thematischen Rahmen auflockern und sich treiben lassen. Formal werden die eingescannten Bleistift- und Markerzeichnungen durch digitale Formen und Flächen ergänzt. Inhaltlich werden Bilder einer physischen städtischen Umgebung mit Bildzitaten aus der digitalen Welt überlagert.
In dieser fragmentarischen Mischung verschwimmt alles; manchmal kommt es zu Ausflockungen. Erst das Büchlein als solches sorgt für Zusammenhalt. Mit seinem linearen Lesepfad von vorne nach hinten versucht es eine Ordnung zu schaffen, die jedoch mit der assoziativen Nichtordnung des Virtuellen korrespondieren muss. Diese Spannung bleibt durchgehend erhalten.
Die Seiten enthalten sehr persönliche mentale Bilder. Manche Passagen wirken wie ein fröhliches Bilderbuch, flüssig und intuitiv zusammengestellt. Haus mit Apfelbaum; Regenbogen über zartem Grün. Pelzige Aprikosen, Delfinaufkleber, ein Hase. Schäumen, Spritzen, Rieseln; erotische Anspielungen. Andernorts kommt es zu irritierenden Szenarien: Behandlungsstühle mit ungeklärter Funktion; verunsichernde Apparate. Rapunzels Zopf wurde abgeschnitten; Schlangen winden sich aus Körpern; der angebissene Apfel. Und immer wieder Vulkanausbrüche. Gelegentlich vermischen sich Schriften und Kommentare mit den Bildern und begründen eine hermetische Symbolik. Symbolkenntnisse können die (Bild-)Lesung vertiefen, führen aber nicht zwangsläufig zu einer vollständigen Entzifferung. Dadurch kann das Büchlein immer wieder von Anfang an gelesen werden.
Erschienen im Fantôme Verlag
Weiche Abdeckung
40 Seiten
200 x 280 mm
ISBN 9783940999542