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Chanarin erforscht den Drang nach Aufmerksamkeit, die Komplexität des Gesehenwerdens und die Angst, übersehen zu werden, in fotografischen Begegnungen in ganz Großbritannien.
Oliver Frank Chanarins Praxis stößt seit langem an die Grenzen des fotografischen Mediums, um die Dynamik von Macht und Sichtbarkeit zu hinterfragen und die Ethik der Dokumentarfotografie in Frage zu stellen. Nach der Auflösung der zwanzigjährigen kreativen Partnerschaft Broomberg & Chanarin kehrt das erste Soloprojekt des Künstlers zu einem Ursprungspunkt zurück: die Kamera und die fotografische Begegnung zu nutzen, um über unsere gelebte Erfahrung zu sprechen, sie zu durchdringen und zu kritisieren. Chanarins fotografische Streifzüge und autofiktionalen Experimente, die sich sowohl an August Sander als auch an WG Sebald orientieren, beschäftigen sich mit der Subjektivität des Künstlers und hinterfragen gleichzeitig das schlüpfrige Terrain der Dokumentarfotografie.
Chanarin steht oft am Rande – von Vorstadt-Fetischclubs bis hin zu unfallfälschenden Krankenwagenjägern oder von Amateur-Theatergruppen in Kirchensälen bis hin zu Gender-Aktivisten, die auf der Straße protestieren. In einem Land, das durch politische Polarisierung, pandemische Isolation und den Einsatz von Identitätspolitik als Waffe zersplittert ist, versucht Chanarin, die Exzentrizität des Britentums mit dem dringenden Bedarf an neuen Formen der Repräsentation in Einklang zu bringen.
Wie Chanarins frühere Projekte überschreitet A Perfect Sentence die Grenze zwischen Disziplin und Zufall: Organisierte gemeinsame Fotoshootings mit institutionellen Partnern weichen zufälligen Begegnungen mit Fremden und Freunden, Fehltritten und vorsätzlichen Versuchen, sich in der Welt zu verlieren, Chaos in der Dunkelkammer und sich selbst -Kritische Texte. Chanarin verweigert die Autorität eines endgültigen Bildes und präsentiert häufig in der Dunkelkammer laufende Abzüge, die die Prozesse der Korrektur, Schwärzung und Auswahl zeigen, wobei die Bilder sich weigern, sich selbst aufzulösen. Die sisyphosische und vergebliche Aufgabe, ein Land auf die Seite zu bringen, wird zum Wasser auf der Mühle, wenn Chanarins ehrliche Bilder – manchmal unbequem und beunruhigend, anderswo bukolisch britisch – aneinanderfließen und gerinnen, wie dicke aufgestapelte Scheiben gebutterten Toasts.
Herausgegeben von Loose Joints
Hardcover, abschnittsweise genähter Stoff mit Siebdruck und Prägung
240 Seiten
200 x 250 mm
ISBN 9781912719471